Restaurierung archäologischen Kulturgutes

Die Arbeit im Referat Restaurierung archäologischen Kulturgutes umfasst alle Aufgaben der Konservierung und Restaurierung von archäologischem Kunst- und Kulturgut. Dazu gehören unter anderem die Bergung von komplizierten Funden und Befunden auf der Ausgrabung, Zustandsdokumentationen, die Konzeptentwicklung für Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen und deren praktische Umsetzung wie auch wissenschaftliche Studien über beispielsweise Herstellungstechniken und Gebrauchsspuren. Zu bearbeiten sind die unterschiedlichsten Materialien (bis hin zu Kunststoffen) aller Zeitepochen, schwerpunktmäßig jedoch Metalle und Nassorganika, in den hierfür speziell eingerichteten Restaurierungswerkstätten und Laboren. Alle durchgeführten Maßnahmen werden dabei nach internationalem Standard dokumentiert und archiviert.

Ferner betreuen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referats konservatorisch den ständig wachsenden Sammlungsbestand des BLDAM. Und selbstverständlich beraten sie auch die regionalen Museen zu konservatorischen Fragen hinsichtlich der Bergung, Erhaltung und Ausstellung von archäologischem Kulturgut.

Ansprechpartner:
Dipl.-Rest. (FH) Stephan Brather M.A.

Limosiner Kruzifix eines Reliquiars (M. 13. Jh.), konserviert. Horno (SPN) © S. Brather, BLDAM
Verzierte slawische Tür (2. H. 10 Jh.) mit Farbresten, konserviert. Lenzen (PR) © S. Brather, BLDAM

Braunkohlenarchäologie

Braunkohlenarchäologie

Im Süden des Landes, in der Niederlausitz, finden seitens des BLDAM Ausgrabungen an den beiden Tagebauen Jänschwalde und Welzow-Süd statt. Diese werden dem Denkmalschutzgesetz entsprechend vom Bergbauunternehmen LEAG, weitere im Rahmen der Bergbausanierung erforderliche archäologische Untersuchungen durch die LMBVmbH finanziert.

Mittelalterliche Pflug- u. Wagenspuren unter einer Düne, Tagebau Welzow. © V. Matternja, BLDAM

Der völlige Verlust ganzer Gebiete wird über die Dokumentation einzelner Bodendenkmale hinaus zur Erforschung der über Jahrtausende gewachsenen Kulturlandschaft genutzt. Dabei lässt sich anhand der Geländeposition der je Quadratkilometer bis zu 15 Gräber oder Siedlungen von der Stein- bis zur Eisenzeit die Klimaentwicklung rekonstruieren.

Ringgräben von Holzkohlemeilern (17.-19. Jh.) bei Jänschwalde. © H. Rösler, BLDAM

Einen Schwerpunkt bildet die bronzezeitliche Lausitzer Kultur mit interessanten Grabhäuschen. Die flächendeckend auch unter den Kiefernwäldern und Sanddünen liegenden Ackerstrukturen des Mittelalters, Grenzmarkierungen oder historische Handelswege wie die „Zuckerstraße“ können nur in Ausschnitten untersucht werden. Den ältesten Funden Brandenburgs, den Jagdplätzen des Neandertalers bei Jänschwalde vom Ende der vorletzten Eiszeit vor 128.000 Jahren, stehen archäologisch dokumentierte Hinterlassenschaften des ursprünglichen Braunkohlenabbaus unter Tage vom Anfang des 20. Jahrhunderts bei Welzow gegenüber.

Leiter: Dr. Joachim Wacker

Archäobiologie

Die Archäobiologie mit den beiden am BLDAM vertretenen Bereichen Archäobotanik und Archäozoologie untersucht die bei Grabungen und auch off-site geborgenen Zeugnisse pflanzlichen und tierischen Lebens. Mit ihrer Hilfe sind Rekonstruktionen der Umwelt und der Ernährung vergangener Epochen möglich.

Die Archäobotanik bedient sich dabei der Pollen-, Makrorest und Holzanalyse, die Archäozoologie der makroskopischen, mikroskopischen und statistischen Auswertung der Knochen und sonstiger Reste von Wild- und Haustieren. Eine wichtige Grundlage der Arbeit bilden die umfangreichen Vergleichssammlungen des BLDAM.

Ihre Ansprechpartner für Archäobiologie.

Luftbildarchäologie

Die Cessna kurz vor dem Einsatz. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Das BLDAM betreibt in seinem Zuständigkeitsbereich luftbildarchäologische Erkundungen, um neue Fundplätze zu entdecken und Ausgrabungen zu begleiten. Jeweils im Frühjahr und im Herbst werden bei guten Wetterbedingungen Ausgrabungsstellen und Bodendenkmale beflogen und fotografiert. In vielen Fällen gelingt es, Spuren zu entdecken, die am Boden nicht erkennbar sind und die erst aus der Luft sichtbar werden. Mit den Luftbildern können Überblicke gewonnen und Veränderungen an bekannten Bodendenkmalen festgestellt und dokumentiert werden.

Die kreisförmige Anlage der Burg von Sternhagen. Foto: J. Wacker, BLDAM

Ansprechpartner: Dr. Joachim Wacker

Stadtkernarchäologie

Die Aufgabe der Stadtarchäologie in Brandenburg ist es, Quellen zu den Altstädten des Landes Brandenburg, aber auch im weiteren Sinne zur Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, zu erschließen. Im heutigen Land Brandenburg haben wir insgesamt 107 Altstädte und 40 Minderstädte.

Stadtwüstung Freyenstein. Foto: J. Wacker, BLDAM

Die Masse der Dörfer und Städte ist in der Zeit des hochmittelalterlichen Landesausbaues vom späten 12. Jh. bis zum beginnenden 14. Jh. entstanden. Diese Urbanisierungswelle mit einem neuen Stadttypus, der geschlossenen kommunalen Stadt, zeichnete sich durch ein dichtes Netz von verbundenen Stadtgründungen aus. Durch die landesherrliche Städteförderung sollte eine Sicherung des ländlichen Raumes durchgeführt werden. Die Erbauung der Stadtmauern und Stadttore setzte im späten 13. Jahrhundert ein und erreichte ihren Höhepunkt im unruhigen 14. Jahrhundert. Von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts erwachte in den meisten Städten selbst eine rege Bautätigkeit. Neben den Befestigungsanlagen entstanden in dieser Zeit die heute noch erlebbaren Kirchen und Rathausbauten.

Stadtkerngrabung in Eberswalde, 2004. Foto: Archäologie-Manufaktur

Ansprechpartner: Dr. Joachim Wacker

Großvorhaben / Sonderprojekte

Die Planung, Genehmigung und bauliche Umsetzung von Großvorhaben und gebietsübergreifenden linearen Projekten unterliegen speziellen Verfahrensabläufen. Daher werden der Neu- oder Ausbau von Schnell- und Autobahnen, Umgehungs- und Wasserstraßen, Leitungstrassen oder Deichen, von Großobjekten wie Flughäfen oder Windparks sowie der Abbau von Bodenschätzen wie Sand, Kies und Ton im Referat Großvorhaben/Sonderprojekte betreut.

Mit den Mitteln der Investoren werden entsprechend dem Denkmalschutzgesetz und im Rahmen der personellen Möglichkeiten eigene Ausgrabungen durchgeführt. Auf größeren Bauflächen ermöglichen diese Untersuchungen repräsentative Einblicke in das Siedlungsgeschehen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Auf langen Trassen bieten die Rettungsgrabungen einen „ungefilterten“ Querschnitt durch Teile des Landes und damit neue Möglichkeiten die archäologische Kulturlandschaft einzuschätzen und zu beurteilen.

Für die von Grabungsfirmen durchgeführten Ausgrabungen an linearen oder Großbaumaßnahmen übt das Referat die Fachaufsicht aus.

Referatsleiter: Dr. Joachim Wacker